Netzfundstück: Gefährlicher Unfug

Gerade bekomme ich eine Mail von Kununu. Das ist „die größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa“ (Kununu).

Darin wir die These aufgestellt, dass Saufen nach der Arbeit die Kreativität fördert. Work hard, party hard: Für mehr Exzess im Arbeitsleben

Seit ich meine Freizeit außerhalb der Trinkerwelt verbringe treffe ich sehr viele kreative Menschen, im Gegensatz zu der Zeit als ich beruflich viel mit trinkenden Karrieristen vertan habe.

Die Krönung ist die Begründung:

„Kreativität ist nämlich im Grunde nichts anderes als eine neue Verknüpfung von vorhandener Information. Und das erfordert eine furchtlose Grundhaltung: Wir dürfen keine Angst haben, Fehler zu machen. Alkohol baut Schranken im Kopf ab und animiert uns dazu unkonventionell zu denken.“

Alkohol baut eher Ängste auf als ab. Das verheerende ist aber, dass der Trinker tatsächlich den Eindruck hat, dass der Alkohol ihm hilft, Ängste zu überwinden und dann überzeugt ist, Alkohol zu brauchen um die Leistung wiederholen zu können.

Wer als Vorgesetzter wirklich seinen Mitarbeitern beim überwinden von Ängsten helfen will, sollte mit ihnen zum Klettern gehen und nicht in die Bar.

Leider hatte ich auch einige solcher trinkenden Prachtexemplare als Vorgesetzte. Der Führungsstil dieser Psychopathen ist wohl am besten mit „Bossing“ umschrieben. Zugegebenermaßen kam ich früher gut damit klar. Der letzte, der mit dem Boss noch an der Bar sitzt, bekommt die meisten Informationen und gilt im krassesten Fall noch als „verhandlungssicher“.

Wenn es an Deinem Arbeitsplatz so zugeht – such Dir einen neuen. Als Trinker wirst Du es nicht schaffen aufzuhören in diesem Umfeld und als Nichttrinker wirst Du in so einem Laden sehr wahrscheinlich nicht vorankommen.

 

 

Deutliche Anzeichen, dass deine Familie ein Alkoholproblem hat

Es gibt viele Seiten, auf denen du testen kannst, ob du Alkoholiker bist, abhängig oder gefährdet. Da steht dann welche Menge Alkohol am Tag vielleicht noch unbedenklich sind. Oder du musst einige Fragen beantworten zu deinem Alkoholkonsum. Hast Du dann eine bestimmte Punktzahl erreicht, bist Du dabei oder nicht.

Das halte ich für gefährlich, da es suggeriert, dass

  •  es einen unbedenklichen regelmäßigen Drogenkonsum gibt. 
  • der Abhängige der einzige Indikator ist, an dem man erkennt, wie weit der Alkoholkonsum bereits die Familie zerstört hat.  Kannst du denn wirklich ausschließen, dass die Schulprobleme deiner Kinder etwas mit deinen „Trinkgewohnheiten“ zu tun haben? Willst Du wirklich, dass deine Enkel so weitermachen wie du? Wenn DU die Kette nicht unterbrichst, wird das nie enden.
  • Verharmlosung ist oberste Säuferpflicht, daher werden Probleme gern bagatellisiert. Fangen wir hier mal ein Liste an mit gefährlichen Verhaltensmustern. Einige sind bereits in der Gesellschaft tief verankert, die meisten findest du aber in Trinkerhaushalten. Wenn dir etwas dazu einfällt, füge bitte einen Kommentar hinzu. Ich werde die Liste dann ergänzen.

    Deutlichen Anzeichen, dass deine Familie ein Alkoholproblem hat

  1. Ihr benutzt Verniedlichungen für Alkoholika: Bierchen, Weinchen und (der Lacher) Con-Jäckchen. Auch die Folgen exzessiven Trinkens werden verharmlost: ein Totalabsturz ist „einen über den Durst getrunken“.
  2. Wenn du dich an Ereignisse von früher erinnerst, fällt Dir immer ein, wo und was Du getrunken hast.
  3. Es gibt feste Rituale für den Tag nach übertriebenem Alkoholkonsum, Familienrezepte gegen den Kater…
  4. Klassiker 1: Ihr unterhaltet euch über einen Selbsttest zum Alkoholkonsum und einer sagt: „Da müssten wir ja alle Alkoholiker sein“. Steigerung: alle lachen!
  5. Ein Kind/Jugendlicher in deiner Familie trinkt regelmäßig Alkohol.
  6. Am Urlaubsort angekommen geht ihr erst einmal Alkohol besorgen oder habt ihn schon dabei.
  7. Klassiker 2: Oft verharmlost, aber fragt mal eure Kinder, wie sie das finden: Ihr seid auf einer gemeinsamen Feier. Die Kinder schlafen schon auf dem Schoß deines Partners aber du will nur noch einen „Schluck“ trinken, bevor alle gehen können.
  8. Du bekommst nur was zum Saufen als Mitbringsel – sogar von deinen Kindern.
  9. Du verschenkst nur was zum Saufen.
  10. Du machst immer wieder Trinkpausen.
  11. Ab und zu solltest Du morgens lieber nicht fahren.
  12. Wenn jemand aus eurer Familie den Führerschein wegen Alk verliert ist „der Staat“ oder „die Polizei“ schuld.
  13. Du wirst fast nur noch von Freunden und Bekannten eingeladen, die selber starke Trinker sind. Du umgibst dich am liebsten auch nur mit Trinkern.
  14. Ihr habt Rituale, bei denen Eure Kinder das erste Mal Alkohol bekommen und so den Eindruck erhalten dadurch erwachsen zu sein, als „Mann“ zu gelten, dazuzugehören. Bei Familienfeiern wie Konfirmation, Hochzeit, Taufe oder auf dem Volksfest.